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Pannen, Pleiten …

Was alles passieren kann

Sinfoniekonzert 1981
Gespielt werden sollen zunächst die Bläserserenade von Richard Strauß, dann das Cellokonzert von Dvorak und nach der Pause die 2. Sinfonie von Brahms. Als Solist konnte Claus Kanngießer, damals Professor an der Musikhochschule in Saarbrücken gewonnen werden.

5 Minuten vor Konzertbeginn sammeln sich alle Mitwirkenden, wie üblich, auf der Hinterbühne und warten darauf, dass der Konzertmeister das Zeichen zum Betreten der Bühne gibt. Aber der ist gar nicht zu sehen. Die Anfangszeit 20 Uhr ist schon deutlich überschritten, als Konzertmeister und Dirigent erscheinen und das Orchester endlich die Bühne betritt. Wir spielen die Ouvertüre. Applaus. Dann wendet sich Alfred Gillessen ans Publikum und verkündet, der Solist sei leider noch nicht eingetroffen, er komme sicher bald. Das Orchester werde daher die Sinfonie zuerst spielen und das Cellokonzert käme dann nach der Pause. Die Sinfonie erklingt und gelingt.

Als wir gleichzeitig erleichtert (wegen der schönen Sinfonie) und beunruhigt (wie mag es weitergehen?) das Podium verlassen, kommt uns ein ziemlich aufgelöster Professor Kanngießer entgegen. Er hatte auf dem Weg von Saarbrücken nach Langenfeld im Stau gestanden. Das Cellokonzert nach der Pause wurde der Höhepunkt des Abends, so dass mancher anschließend fragte, warum wir diese Reihenfolge nicht gleich gewählt haben …

 

In den 70er Jahren
Heute kaum vorstellbar, aber damals so geschehen: Bläser, immer zu Späßen aufgelegt, haben lange Zeit nichts zu spielen und überbrücken die Pausen mit allerhand (leisem) Unfug. Der Fagottist strahlt uns plötzlich nicht mit eigenen Zähnen, sondern mit Dracula-Gebiss an. Die Resonanz ist wohl so überwältigend, dass er sich noch eine Weile so gefällt. Inzwischen kommt aber sein Einsatz bedenklich nahe und tatsächlich schafft er es nicht, die falschen Zähne rechtzeitig aus dem Mund zu bekommen. Aber da Bläser sehr hilfsbereit sind, rettet der Klarinettist die Stelle, indem er sie kurzerhand singt.

 

Sinfoniekonzert 2007
Auf dem Programm stehen mehrere Arien verschiedener Opern. Die Sopranistin hat 3 Arien aus unterschiedlichen Opern zu singen. 3 Tage vor dem Konzert kommt die Hiobsbotschaft: Die Sängerin ist krank. Dirigent und Vorsitzende führen zig Telefonate. 2 Tage vor dem Konzert findet eine Klavierprobe mit einer Ersatzsängerin statt - keine zufriedenstellende Lösung.

Am gleichen Tag eine weitere Klavierprobe mit einer zweiten Sängerin. Sie ist engagiert. Einen Tag vor dem Konzert: Generalprobe. Sie dauert lange, aber alle sehen erleichtert dem Konzert entgegen. Konzerttag 13 Uhr: Anruf der eingesprungenen Sopranistin – sie ist krank. Aber sie hat schon eine mögliche Vertretung gefunden. Mit ihr probt der Dirigent die 3 Arien. 2 hat sie bereits gesungen – kein Problem. Mit der dritten ist sie (vom Blatt) überfordert.

Zum Glück war die Geschichte bereits Gesprächsthema im Orchester und darüber hinaus. Daher weiß eine Sängerin und ehemalige Nachbarin eines Orchestermitglieds von dem Dilemma und hat schon signalisiert, dass sie Arie Nr. 3 kennt. Diese Information ist auch beim Vorstand angekommen, so dass um 15.40 Uhr wieder ein Handy klingelt. Und spontan kommt die Zusage. Allerdings unter der Voraussetzung, dass wir einen Chauffeur finden, der sie um 17.30 Uhr in Bonn abholt. Telefone laufen heiß. Eins erreicht ein Orchestermitglied mit Bruder in Troisdorf. Der Bruder macht alles möglich, findet Betreuung für seine Kinder, umschifft ein Problemchen mit der Hausnummer und nur 15 Minuten nach Beginn der Einspielprobe steht die Rettung auf der Bühne.

Es ist 19.10 Uhr. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.